Leserbrief zur Agrargasanlage in Hadamar

Am 09.12.2012 18:23, schrieb R., S.:

Sehr geehrter Herr Schmidt,
vielen Dank für Ihren Brief, er ist allerdings zu lang. Wir veröffentlichen maximal 60 Zeilen a 28 Anschläge. Wollen Sie ihn selbst kürzen?
Mit freundlichen Grüßen,
 S. R.
09.12.2012 
Nachdem ich vor wenigen Minuten erst die oben angeführte E-Mail gelesen habe, musste ich den Inhalt stark kürzen. Ich hoffe, dass er jetzt den Größenanforderungen der Zeitung entspricht und nichts wesentliches von seiner Substanz eingebüßt hat.


Einen weiteren Leserbrief zum gleichen Thema wollte ich dann - nach Erscheinen meines ersten  Leserbriefes schreiben.
Dieser wird aber wohl nicht abgedruckt werden, da zum gleichen Thema von einer Person nur einmal geschrieben werden darf, wie ich inzwischen erfuhr.
Ich habe ihn aber hier, direkt unter dem ersten angefügt.


Zuckerrüben statt Mais“.

Alles gut: Mais, das war gestern - Nein, man geht immer noch von 15.000 t Mais für die Anlage aus! Dass Zuckerrüben den Mais problemlos ersetzen können, ist fraglich. Mit Mais hat man Erfahrung, mit einem solch hohen Anteil an Rüben betritt man dagegen Neuland! Die Vergrößerung der Anlage geht wohl auf das Konto Zuckerrüben, erfordern diese doch höhere Lagerkapazität, die Vergärung größere Gärbehälter. Als wichtiger Grund für den Bau der Agrargasanlage hier, wurde die zentrale, verkehrtechnisch günstige Lage des Standorts genannt. Hat man berücksichtigt, dass die B49 nach dem vierspurigen Ausbau nicht mehr von landwirtschaftl. Gespannen befahren werden darf?
Was geschieht mit der Anlage, sollte Südzucker seine Rübenkontigente eines Tages mal wieder selbst benötigen? Lässt man dann alles verrotten oder karrt man dann Mais aus großer Entfernung heran? Neben starker Zunahme des Verkehrs hat der Betrieb einer Biogasanlage erhöhte Lärm-, Schmutz- und Geruchsbelästigung zur Folge. Dazu kommt die Umwidmung von fruchtbarem landwirtschaftlichem Boden für das Bauprojekt. Für Bau, Betrieb, Zu- und Abtransport sowie die Gaswäsche und Einspeisung in das Erdgasnetz wird viel Energie benötigt. Fällt die Energiebilanz positiv aus oder rechnet sich eine solche Anlage nur aufgrund üppiger EEG-Subventionen für nachwachsende Energiepflanzen? Apropos Einspeisung: normaler Weise wird Biogas zur Wärme- und Stromerzeugung genutzt. Hat unser Gas tatsächlich Reinheitsgrad und Heizwert, um ins Gasnetz eingespeist werden zu können?
Karl Schmidt, Hadamar

Sehr geehrte Frau R.,

ich bitte folgendes Schreiben als Leserbrief zum Artikel Zuckerrüben statt Mais v. 06.12.2012 bzw. als Ergänzung zu meinem Leserbrief, abgedruckt in der NNP am 11.12., in der nächsten Ausgaben zu veröffentlichen!

"Ich plädiere keineswegs für einen Betrieb von Agrargasanlagen durch Einsatz jedweden Nahrungs- oder Futtermittels, führt doch der Anbau von Energiepflanzen auf bestehenden Äckern zu Engpässen in der weltweiten Lebensmittelversorgung und zu steigenden Lebensmittelpreisen. So muss im Gefolge eines durch das EEG-geförderten Anbaus von Energiepflanzen z.B. in Südamerika verstärkt Soja für deutsche Viehbestände angebaut werden. Man wandelt riesige Grünländereien u. Waldland in Äcker um, was zur Emission gewaltiger CO2-Mengen aus dem Boden führt. Landstriche werden zudem von Agrargiften verseucht und unbewohnbar gemacht. Im Gefolge davon kommt es zu Gewaltmaßnahmen von Agrarindustrie und Bodenspekulanten gegen die indigene Bevölkerung (siehe NNP, Gewalt v. 4.12.).
Es sollte sich von selbst verbieten, unsere Klimaschutzstatistik aufzupolieren, indem Treibhausgasbilanzen u. Lebensbedingungen in anderen Ländern verschlechtet werden!
Natürlich ist die Nutzung von Biomasse unverzichtbar, doch sollte das Hauptaugenmerk auf einer Erzeugung von Bioenergie vornehmlich durch die Verwertung ohnehin anfallender Biomasse sein. Biogasanlagen sollten mit Gülle u. anderen Reststoffen der Tierhaltung, Grünschnitt aus der Landschaftspflege, Stroh, unverkäuflichen Zuckerrüben u. Kartoffeln, Lebensmittelabfällen aus Industrie u. Gastronomie sowie Haushalts-Biomüll betrieben werden.
"

Mit freundlichen Grüßen
Karl Schmidt, Hadamar

vorheriger Text:
 „Zuckerrüben statt Mais“.
Ach so, dann ist doch alles gut: Mais, das war gestern - heute ist alles anders!?
Nein, man geht immer noch von 15.000 t Bedarf an Mais für den Betrieb der Anlage aus!

Zuckerrüben sind ökologisch sicher weniger bedenklich als Energiemais, ob allerdings Zuckerrüben die ursprünglich vorgesehene Menge Mais problemlos ersetzen können, ist fraglich.
Mit Maiseinsatz in Biogasanlagen - wenn auch bedenklich - hat man bisher ausreichend Erfahrungen sammeln können, mit einem solch hohen Anteil an Zuckerrüben betritt man hingegen Neuland!

Durch die vermehrte Verwendung von Zuckerrüben ist sicher auch die Vergrößerung der Anlage nötig geworden, erfordert doch die Vergärung der Rüben (stark wasserhaltig, geringe Nährstoffdichte) gegenüber dem Mais (kaum Wassergehalt, hoher Verkleinerungsgrad erreichbar, bei größerer Nährstoffdichte) grundsätzlich größere Gärbehälter (Vermenter).

Was geschieht eigentlich mit der Anlage, wenn Südzucker seine Rübenkontigente eines Tages mal wieder selbst benötigt?
Karrt man dann Energiemais aus heute noch undenkbar weiter Entfernung mit einer deutlichen Vergrößererung des Energieeinsatzes für eben diesen Verkehr heran,
oder lässt man die Anlage schlicht verrotten?

Der Vertreter der Firma Juwi nannte bei der Vorstellung des Projekts als wichtigen Grund, hier in Hadamar eine Agrargasanlage zu stationieren, die zentrale und verkehrtechnisch günstige  Lage des Standorts.
Wie sieht der Zubringerverkehr genau aus? Ist dabei berücksichtigt, dass die B49 (Meil) nach dem vierspurigen Ausbau nicht mehr von landwirtschaftlichen Gespannen befahren werden darf?
Es ist damit zu rechnen, dass aller Verkehr mitten durch die anliegenden Dörfer geht. Eigentlich eine Unmöglichkeit, zumindest aber eine unerhörte Zumutung!

Neben der gehörigen Zunahme des Verkehrs hat der Betrieb einer Biogasanlage eine erhöhte Lärm-, Schmutz- und Geruchsbelästigung infolge des Betriebs-, der Belieferung und Vorratslagerung zur Folge. Dazu kommt die Umwandlung von fruchtbarem landwirtschaftlichem Boden für das Bauprojekt, was die landwirtschaftlich nutzbare Fläche weiter reduziert.
Wird das denn alles wenigstens durch eine positive Energiebilanz gerechtfertigt?
Unbedingt notwendig ist es, dass man die Energiemenge des erzeugten Gases mit dem Energieaufwand für den Bau, den Betrieb, den Zu- und Abtransport sowie die Gaswäsche und die Einspeisung in das Erdgasnetz miteinander vergleicht.
Apropos Einspeisung in die Erdgasleitung: hat das erzeugte Gas überhaupt die Reinheit und einen ausreichenden Brennwert, um es in die hiesige Erdgas-Röhre einzuspeisen?

Ich habe den Verdacht, dass sich eine solche Anlage nur aufgrund üppiger EEG-Subventionen für nachwachsende Energiepflanzen und Abschreibungsvorteile für wenige rechnet?

Mit freundlichen Grüßen
Karl Schmidt, Hadamar

Anmerkung: Das nachfolgende Schreiben wurde mit der Bitte, es als Leserbrief zum Artikel Zuckerrüben statt Mais v. 06.12.2012, in einer der nächsten Ausgaben der Nassauischen Neuen Presse zu veröffentlichen, an die Redaktion der NNP abgeschickt!

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