Steinkauzberingung am 07.06.2012


Bericht von Markus Brühl

In diesem Jahr konnten bisher aus 6 Brutröhren 13 Jungtiere beringt werden, 3 weibliche Alttiere wurden auch gefangen, 2 waren beringt, ein Tier wurde beringt, 5 Jungtiere waren sehr wahrscheinlich ein Tag vor der Beringung von einem Hermelin getötet worden.
In 3 Brutröhren befinden sich noch sehr junge Tiere, bzw. erst Gelege, die Röhren werden noch inspiziert und die Jungtiere im angemessenen Alter beringt.

Im Vorfeld waren Roland Kunz und Peter Stimpler diejenigen deren Aufgabe es war, die Brutröhren auf Bestand zu prüfen.
Für die Beringung am 7.6.2012 war Herbert Friedrich zuständig, der von Jürgen Diefenbach, Werner Weber und Markus Brühl unterstützt wurde.

Interessierte Mitmenschen u.a. auch 2 Kinder waren sehr hilfsbereit und begleiteten die Truppe auch zu einer Scheune in der sich u.a. Dolen und ein Turmfalken- Gelege mit 6 Jungtieren befand.
So war der Tag sehr interessant und die „Ausbeute“ an Jungtieren doch im Vergleich der letzten Jahre stabil bis gut.

Folgende Arbeiten bezüglich der Steinkauz-Brutröhren sind notwendig:

Reinigen und zum Teil Deckel erneuern.
Ein Kasten muss gedreht werden, Ausflug/Einflugsöffnung

Ein Obstbaum ist völlig abgestorben und droht umzufallen, die darauf befindliche Röhre muss an einen anderen Standort, nähe dem Jetzigen verlegt werden. Dafür muss die Zustimmung des Grundstückseigentümers eingeholt werden.
An zwei neuen Standorten (waren bereits vor Jahren schon belegt) sollen Brutröhren angebracht werden.

Diese Aktionen können mit Hilfe der NAJU Gruppe sicherlich im Spätherbst durchgeführt werden. Freiwillige werden noch gesucht. Wir freuen uns auf Meldungen !
Mit freundlichen Gruß
Markus Brühl
Insekt des Jahres 2012: Der Hirschkäfer
von Dr. Roland Kunz, NABU-Hadamar

Schon zum vierzehnten Mal wurde von einem Kuratorium das „Insekt des Jahres“ gewählt. Für dieses Jahr fiel die Wahl auf den Hirschkäfer (Lucanus cervus L.).

Zur Käferfamilie der Hirschkäfer zählt man weltweit über 1000 Arten, von denen sieben auch in
Mitteleuropa vorkommen.

Unser einheimischer Hirschkäfer ist mit einer Länge von 30 – 75 mm im männlichen Geschlecht eine
der größten europäischen Käferarten. Selten kommen noch größere Exemplare vor. Sehr auffällig
sind die geweihartig verlängerten Oberkiefer. Die Weibchen, die kein „Geweih“ haben, werden nur
bis ca. 45 mm lang.

Die Larven der Hirschkäfer entwickeln sich unter der Erde an morschem faulem Holz. Als Brutsubstrat kommen alle möglichen Laub- und Nadelbäume in Betracht , mit deutlicher Bevorzugung von Eichen.
Voraussetzung für die Eignung als Larvennahrung ist die Zersetzung des Holzes durch bestimmte
Baumpilze. Die Entwicklungszeit vom Ei bis zum fertigen Käfer beträgt etwa 5 – 6 Jahre. Über 90%
dieser Zeit verbringt der Hirschkäfer unterirdisch im Larvenstadium. Am Ende der Larvenzeit erfolgt
die Verpuppung in einem hühnereigroßen Kokon aus Erde und Holzmulm. Die eigentliche
Aktivitätszeit der Käfer erstreckt sich dabei nur auf 6 – 8 Wochen zwischen Mai und Juli. Die
Geschlechter treffen sich zur Nahrungsaufnahme an geeigneten Stellen, meist an „blutenden“
Bäumen, wo sie den austretenden Baumsaft auflecken. Hier kann es auch zu Rivalenkämpfen unter
den Männchen kommen. Nach der Begattung gräbt sich das Weibchen an einer geeigneten Stelle in
den Boden ein - zum Beispiel an der Außenseite eines alten morschen Eichenstubbens - und legt hier
seine Eier ab. Die Angaben zur Anzahl der abgelegten Eier weichen etwas voneinander ab und gehen
von 15 bis zu etwa 100.

Der Bestand des Hirschkäfers geht schon seit vielen Jahrzehnten stark zurück, obwohl er schon seit
1935 strengen Naturschutz genießt. In Deutschland ist die Verbreitung eher lückenhaft und
weitgehend auf wärmebegünstigte tiefere Lagen beschränkt. In Hessen findet man größere Bestände
hauptsächlich noch in den südlichen Landesteilen, vor allem im Rhein-Main Gebiet. Im Hadamarer
Land tauchen nur gelegentlich Einzelexemplare auf, da hier geeignete Lebensräume und
Entwicklungsstätten fehlen.

Ausschlaggebend für den Rückgang der Populationen ist der Verlust des Lebensraums durch
intensive Forstwirtschaft und das Beseitigen alter abgestorbener Laubbäume. Für den Erhalt einer
Hirschkäferpopulation ist ein Alteichenbestand mit einer Mindestgröße von 5 ha erforderlich mit
einem entsprechenden Angebot an abgestorbenen Bäumen und naturfaulen Stöcken.

Um den Bestand der Hirschkäfer zu stärken oder zu fördern ist es als Naturschutzmaßnahme
außerdem auch möglich, sogenannte „Hirschkäferwiegen“ anzulegen. Hierbei werden morsche
Eichenstammstücke und Holzmulm oder Sägemehl in eine ausgehobene Grube eingebracht und zum
größten Teil mit Erde bedeckt.

Literatur

BERGER, H. (1976): Faunistik der hessischen Koleopteren. 4. Beitrag, Familie Lucanidae. –
Mitteilungen des Internationalen Entomologischen Vereins e.V. Frankfurt a.M. 3: 47 – 52.

BRECHTEL, F. & H. KOSTENBADER (2002): Die Pracht- und Hirschkäfer Baden-Württembergs.
Stuttgart.

KLAUSNITZER, B. (2012): Der Hirschkäfer (Lucanus cervus LINNAEUS, 1758) – „Insekt des Jahres“ 2012. – Entomologische Zeitschrift 122: 3 – 6.

KLAUSNITZER, B. & E. SPRECHER-UEBERSAX (2008): Die Hirschkäfer oder Schröter. 4. Auflage. – Hohenwarsleben. Die Neue-Brehm Bücherei Bd. 551.

MIZUNUMA, T. & S. NAGAI (1994): The Lucanid beetles oft he world. – Tokyo.

RINK, M. & U. SINSCH (2006): Habitatpräferenzen des Hirschkäfers Lucanus cervus (LINNAEUS, 1758) in der Kulturlandschaft – eine methodenkritische Analyse (Coleoptera: Lucanidae). – Entomologische Zeitschrift 116: 228 – 234.

TOCHTERMANN, E. (1987): Modell zur Arterhaltung der Lucanidae. – Allgemeine Forstzeitschrift
87/8: 183 – 184.

TOCHTERMANN, E. (1992): Neue biologische Fakten und Problematik der Hirschkäferförderung.

Allgemeine Forstzeitschrift 92/6: 308 – 311.
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